09.12.2008

Death Valley oder Death City

Ich weiß nicht, ob es mir noch irgendwann gelingen wird, diesen Artikel über Death Valley zu schreiben. Immer scheint etwas anderes sich an die Spitze der Prioritätenliste zu schleichen. Oder zu katapultieren. Je nachdem...
Nein, es sind keine neuen Pannen in unserem Haus aufgetreten, die Heizung ist repariert und ich kann meinen Blog heute ohne Handschuhe und Wollschal tippen. Es ist ein Unglück, über das ich euch berichten möchte. Wenn ihr es nicht schon sowieso aus den Medien wisst. Auf CNN läuft es wahrscheinlich seit gestern in der Endlosschleife, wie damals, 9/11, in New York City.
Aber zuerst ein bisschen Hintergrundinformationen: Also...
hallo? ... wer spricht denn da? ... Ist da jmand? ... Oh, meine innere Stimme sagt mir: Sylvia! Zuerst der große, fette Katastrophentitel, dann die Anzahl der Toten und Verletzten im Resume und ein großes Farbfoto vom Ort des Geschehens, mit viel Blut, Feuer, Leichenteilen, alles was man halt so zum Frühstück sehen möchte! Sonst liest das doch keiner!!!
Meinen Blog liest doch eh niemand, da kann ich auch anders rum ....
Nun gut:
4 Überlebende und drei Tote nach Unglück in San Diego
Von den Vor-und Nachteilen von Umzügen!
Mit einem Schrecken kam gestern eine vierköpfige deutsch-kanadische Familie davon, die vor 2 Monaten aus dem Wohngebiet University City nach Clairemont gezogen ist, nachdem ihre Mietwohnung, ein Townhouse im University Towne Square, von ihrer Besitzerin verkauft worden war. Eine koreanische Familie hatte leider nicht so viel Glück , sondern bezahlte ihren Einzug in ein neues Zuhause eine Meile vom ehemaligen Wohnsitz der Mack-Veilleux entfernt, mit ihrem Leben. Die Familie war in das neue Haus gezogen, weil sie nach der Geburt ihres Babies mehr Platz brauchten und die Großmutter kam aus diesem Anlass aus Korea zu Besuch! Die Familie sprach nicht sehr gut Englisch (Diese Information ist völlig unwichtig). So und nun stellt euch mal vor.. Papa, ein Geschäftsmann, verlässt morgens das Haus, nachdem er sein Baby gedrückt, die Frau geküsst und das Kleinkind getätschelt hat und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Als er abends nachhause kommen will, gibt es das nicht mehr. Haus, weg, Frau weg, Kinder Weg, Oma weg!
Aber nun zu den Hintergrundinformationen:
Im kalifornischen San Diego ist gestern um Mittag ein Militärfighter des Typs F/A-18D Hornet in ein Wohngebiet gestürzt, nachdem es von einem Trainingsflug vom Flugzeugträger Abraham Lincoln im Pazifischen Ozean vor San Diego zurückkam. (was aber ebensogut in jedem anderen Moment hätte passieren können, denn diese Fighter fliegen hier ständig viel zu tief über den Wohngebieten - Anm. der Red.). Eines der Triebwerke fiel laut Angaben des Piloten schon über dem Pazifik aus, woraufhin die Entscheidung getroffen wurde, das Flugzeug auf der nahen Militärbasis in Mirmar zu landen. (In San Diego ist eine Militärbasis niemals fern! Es gibt sowieso viel zuviele davon! - Anm. der Red.). Das zweite Triebwerk versagte dann über dem Wohngebiet UTC, 2 Meilen vor dem Militärflughafen. Der Pilot konnte sich ausklinken (die Bewohner der Häuser leider nicht...), das Flugzeug raste in das Wohngebiet, setzte 2 Häuser in Brand. Andere Häuser wurden beschädigt. Eine Frau, ihre Tochter und die Großmutter des Kindes kamen in den Flammen um. Ein zweites Kind dieser Familie wird noch vermisst.
Dies ist, seit 2002 der sechste Unfall mit Militärjets in San Diego, 4 davon mit dem selben Flugzeugtyp. Im Oktober hatte die Navy 636 dieser Flugzeuge vorübergehend aus dem Verkehr gezogen, weil sie Risse hatten.
In der Presse wird dem Schicksal des überlebenden Piloten ebensoviel, wenn nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wie der ausgelöschte Familie
Am vergangenen Oktober fand hier ein Airshow statt und wochenlang vorher mussten wir töglich hunderte von Tiefflügen mit genau diesen Flugzeugen über uns ergehen lassen. Ich verbrache die halbe Zeit mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Armen unterm Küchentisch! (Es ist ja auch nicht so, dass es hier keinen anderen Platz gäbe: Im Osten ist die Wüste, und im Westen der Pazifik, aber da macht es keinen Spaß, kann man ja niemanden ärgern!- Anm. der Red.)
Als ich unsere Freunde und ehemaligen Nachbarn darauf ansprach und fragte, ob sie das nicht störe, meinten sie nur lakonisch, Nee, die waren zuerst da. Was nicht stimmt, denn die Ureinwohner (wer ist den das?) waren zuerst da, dann die Missionare.
Das Militär hat in diesem Land einfach viel zuviel Platz. In jeglicher Hinsicht. Und wieder, wie auch in jedem Krieg, sind unschuldige Frauen und Kinder die Opfer.

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