13.11.2008

Die for your country but don't survive the war

Jedes Jahr, am 11. November, während in Deutschland der Beginn der Faschingszeit ausgerufen wird, wenden andere Länder den Blick in die Vergangenheit, um derer zu Gedenken, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. In Frankreich ist dieser Tag ein ausgesprochen wichtiger Feiertag, wenn auch die Festivitäten von immer weniger Menschen besucht werden, vielleicht, weil seit diesem Jahr aus diesem Krieg keine Soldaten mehr dabei sind (und es allgemein immer weniger Überlebende aus dieser Zeit gibt). In Amerika begeht man am 11. November den Veterans Day, das amerikanische Äquivalent des Volkstrauertages. Aber während sich die Feiern in Deutschland auf eine Rede des Bundespäsidenten vor der Kazlerin, dem diplomatischen Korps und dem Bundestag mit anschließendem Spielen der Nationalhymne und "Ich hatt einen Kameraden" und auf einzelne landesweite Zeremonien beschränkt, werden in Amerika im ganzen Land Paraden abgehalten, um die Vegteranen zu ehren.

San Diego hat eine lange Militärgeschichte und das amerikanische Militär ist hier überall präsent, ob in Form von Militärflughäfen, Schiffen (USS Midway), Kasernen, Militärfriedhöfen und Militärübungsplätzen. Die Militärs bewohnen die besten Wohnviertel, wie Coronaldo Island, bekommen überall Ermäßigungen und dürfen im Vorfeld einer Flugschau wochenlang mit ihren Überschallflugzeugen über Wohnvierteln üben. Was auch niemanden stört, außer den Europäer. "Schließlich waren die als erste da", bekommt man da gesagt.

Am 11. November wird hier also gebührend gefeiert. Aber nicht alle können diesen Tag mit Stolz und Freude begehen! Oder aber dieser Tag ist der einzige im Jahr!
Siehst du dort den alten Mann mit ausgetretenen Schuhn,
schlurft er übers Pflaster und er sieht so müde aus,
hin und wieder hält er an, nicht nur um sich auszuruhn,
denn er hat kein Ziel und er hat auch kein Zuhaus...

An diese deutsche Übersetzung von Streets of London muss ich immer denken, wenn ich sie am Straßenrand stehen sehe, mit ihren Schildern in der Hand : Veteran, I am hungry!

Und dann steigt die Wut in mir hoch! In diesem Land, wo es so hoch angesehen ist, in den Krieg zu ziehen und für sein Vaterland zu kämpfen, hat man nur sehr wenig übrig für diejenigen, die verletzt oder invalide aus dem Krieg zurück kommen. Viele von ihnen leiden an Post Traumatic Stress Disorder, einer seelischen Erkrankung, deren Symptome je nach Schwere, die Widereingliederung in die Gesellschaft erschweren oder fast unmöglich machen. Unter den Soldaten, die aus Afghanistan und Irak zurückkommen, leiden 20 % unter dieser seelischen Störung (Linda Rosenberg, president of the National Council for Community Behavioral Healthcare), das sind allein aus diesen Kriegen 300 000 Veteranen. Einem Radiobericht zufolge haben die Soldaten, die letztens aus dem Irak zurück kommen mit ganz besonders schweren Formen von Post Traumatic Stress Disorder zu kämpfen, unter anderem, weil sie zu Handlungen gezwungen wurden, die auszuführen sie eigentlich nicht bereit waren und derer sie sich schämen und schuldig fühlen (Umstände, die PTSD verstärken), wie verschiedene Arten von Folter. Frei nach dem Motto: Die for your country but don't survive the war (es sei denn , du bist Forrest Gump) PS: Der Richigkeit wegen möchte ich doch hinzufügen, dass laut dem Statistischen Bundesamt die Armut unter Veteranen weniger verbreitet ist, als unter Zivilisten, wenngleich auch deren Armut ins Auge fallen mag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen