28.04.2008

Shark Alarm in San Diego

Letzten Montag begab sich Jeromes Klasse auf einen Ausflug ins Birch Aquarium, das dem Institut für Ozeanographie zugeordnet ist. Wir waren schon einmal privat dort gewesen, im Februar, es ist toll : Viele interaktive Lernerlebnisse für Kinder, eine sehr interessante Ausstellung über den Klimawandel, wie er im Meer gemessen und wahrgenommen wird und natürlich unglaublich viele schöne Fische! Bei diesem Klassenausflug nahmen die Kinder an einem Atelier über Haifische teil und lernten alles Wissenswerte über diese interessanten Meeresbewohner, zum Beispiel, dass es Haie schon seit über 400 Millionen gibt, wie ihre Haut beschaffen ist, welche Sinne sie haben, und was sie fressen. Dabei wurde besonders betont, dass Haie keine Menschen fressen, weil unsere Knochen zu hart für sie sind. Und dass Unfälle mit Haien vor allem Surfern passieren, weil deren Silhouette der eines Seehundes ähnelt, der Lieblingsspeise der Haie, wegen des hohen Fettgehalts! Nun, am Freitag wurde ein 65 jähriger Schwimmer an der Küste in Solana Beach von einem Hai angegeriffen und tödlich verletzt. Er hatte kein Surfbrett dabei, war mit einer Gruppe anderer Schwimmer in sicheren seichten Gewässern unterwegs und gehörte zu der Spezies der besonders fitten Homo Sapiens Sapiens, denn wer mit 65 Jahren im 14 Grad kalten Pazifik schwimmt, gehört eigentlich nicht zu den im Überlebenskampf unterlegenen Lebewesen. Ironie des Schicksals: Als Veterinär hatte er wahrscheinlich sein ganzes beruflich aktives Leben der Rettung von Tieren gewidmet. Leider konnte ich weder in der Tagesschau noch in den französsichen Nachrichten etwas über diesen Heldentod erfahren, während die Brände im Norden von Los Angeles (also Hollywood, also bedeutende Filmhelden) natürlich thematisiert wurden und euch wahrscheinlich beim Verlesen des Titels wieder das Blut in den Adern erstarren liessen.

22.04.2008

Fahrrad fahren

Doyle Elementary hat ungefähr 800 Schüler. Die 10 Minuten vor und nach Schulbeginn gleichen einem totalen Verkehrschaos. Wenngleich viele Kinder zu Fuss zur Schule kommen, so bringt doch eine grosse Anzahl der Eltern ihre Kinder mit dem Auto. Wenn Yann, Jerome und ich morgens mit dem Fahrrad zur Schule fahren, so werden wir öfters ungläubig oder überrascht angesprochen. Im Fahrradständer stehen jetzt im Frühling ca 10 Fahrräder, 3 davon gehören alleine unserer Familie. Warum, fragten wir uns, fahren nicht mehr Leute mit dem Rad? Die Wege sind kurz (Doyle ist eine "Nachbarschaftsschule"), das Wetter ist schön... Nun, eine Antwort erhielt ich bei einem erstem Treffen mit meiner Trainerin imSsportzentrum, die ziemlich platt war, als ich ihr sagte, dass ich die Kinder jeden Tag zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Schule bringe uns somit diese für mich insgesamt ca 4 km am Tag unmotorisiert zurücklege.

Vor ca 10 Tagen waren wir auch mit dem Fahrrad in der Schule. Auf dem Rückweg fuhren wir mit dem Rad nachhause. Ein Teil des Weges geht durch den Park, dann ein Stück durch eine Wohnanlage und schliesslich noch einen Block auf unserem 2-spurigen Boulevard. Dort fahre ich immer auf dem Radweg und die Kinder, aus Sicherheitsgründen, auf dem Gehweg, denn der Radweg hört vor der grossen Kreuzung plötzlich auf, was ein gefährliches Spurwechselmanöver erfordert. Ich ermahne gerade Jerome, der neben mir fährt, nun langsamer zu fahren, ¨weil er auf dem leichten Gefälle an Geschwindigkeit gewinnt und dann an der Ampel nicht bremsen kann, als ich quietschende Bremsen höre, einige Autos neben mir machen eine Vollbremsung und ich sehe, dass Yann, der ein paar Meter vor uns gefahren war, auf der Strasse liegt. Ein Autofahrer, der an uns vorbei gefahren war, ist rechts in einen Parkplatz abgebogen, und hat Yann den Weg abgeschnitten. Und Yann, der mit solch einem Manöver nicht gerechnet hatte, konnte nicht mehr bremsen und ist in ihn hineingerauscht. Er hatte die gesammelte Mannschaft an Schutzengeln dabei, denn ausser einer Schramme am Ellbogen ist ihm nichts passiert, nicht mal dem Fahrrad!

Jetzt fahren wir nicht mehr mit dem Rad zur Schule. Es ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Da haben wir die Antwort, warum...

PS. Dieses Wochenende wurde auch Benoit beim Radfahren auf dem Gehweg von einem Auto erfasst. Sein Fahrrad sieht ziemlich mitgenommen aus. Ihm ist glückicherweise nichts passiert!

15.04.2008

Challenging!

Nachdem wir seit unserer Ankunft in San Diego Zeugen mehrerer Tiefsttemperaturen und Niederschlagsrekorde gewesen waren, durften wir am Wochenende auch mal einRekordhoch erleben! Wir nutzten dieses schöne Wetter zum Wandern und Zelten wieder mit useren Freunden, der Familie Preat. Eigentlich hatten wir ja vorgesehen, zum Joshua Tree National Park zu fahren aber der ist um diese Jahreszeit sehr gefragt und von den 11 Campingplätzen kann man nur an zweien reservieren, welche auf Wochen hinaus voll ausgebucht waren. Da wir nicht riskieren wollten, nach ca 4 Stunden Fahrt mit den Kindern vor den verschlossenen Gesichtern der Parkranger zu stehen ist, haben wir also umdisponiert und sind ins Hinterland, Richtung gefahren. Das hatte den grossen Vorteil, dass uns nach nur einem Viertel der Anfahrtszeit das Wochenende für angenehmen Zeitvertreib zur Verfügung stand und die Natur und der Geldbeutel haben sich über die Spritersparnis auch gefreut. Picknick im den Wald des Cleveland National Forest, danach ein schöner Spaziergang durch den Guyamaca State Park. Denselben Spaziergang hatten wir schon einmal gemacht, gleich nach unserer Ankunft im Oktober aber durch den Jahreszeitenwechsel war die Landschaft sehr verschieden. Im Oktober war sie ausgedörrt, sandig, die Luft heiss und stickig und die Tiere, denen wir begenenten, waren Truthähne und eine Schlange. Als wir über die verkohlten Reste der Bäume, die dem Wildfeuer von 2003 zum Opfer gefallen waren, redeten, wussten wir nicht, dass schon am nächsten Tag die noch zerstörerischen Brände des Herbstes 2007 beginnen sollten!! Diesmal mussten wir uns einen Weg durch Marschland bahnen, über Bächlein hüpfen; der See, der im Herbst nur noch ein nahezu ausgetrockneter Tümpel war, erstreckte sich weit über seine Ufer in die umliegenden Felder und wir sahen unzählige Vögel, die in den Marschpflanzen nisteten, Reiher und wieder wilde Truthähne. Gegen Abend machten wir uns dann auf den Weg zum Willliam Heise County Park um die Zelte aufzubauen und als dies geschehen war und wir uns gestärkt hatten, gab es dann die obligatorischen gegrillten Marshmallows, wobei wir mit Indianergesängen die Geister im Feuer beschwörten. Die Wanderung am Tag darauf wurde auf einem Schild als "challenging" angekündigt, denn auf den 2.24 Meilen waren 900 Fuss Anstieg zu überwinden. Aber unsere Kinder verfügten ja über die wunderbare Gabe, zweimal so schnell und unsagbar weit zu wandern, wenn noch andere Kinder dabei sind, und so konnten wir die Wanderung ohne Probleme meistern und die fantastische Aussicht von Glens View geniessen. Dabei haben wir noch eine Menge über Yuccas erfahren, denn 2 unserer 4 Kinder hatten das gerade in der Schule gelernt. Und wir haben zum ersten Mal in diesem Jahr einen Vorgeschmack bekommen, wie sich Hitze im Hinterland von San Diego anfühlen kann. Die Sonnenmilch hatten wir diesmal zum Glück nicht vergessen!

08.04.2008

Über Demokratie und Meteoriten

Für's Wochenende war "schlechtes" Wetter angesagt. Schlechtes Wetter in California ist einer ganz besonderen Definition würdig, denn es hat nichts damit zu tun, was man in Deutschland mit diesem Ausdruck bezeichnet. Es waren also ca 17°C und Wolken angesagt und mit einer schönen steifen Meeresbrise verdirbt diese Aussicht die Freude auf die "Outdoors". Die Kinder überredeten uns zu einem Ausflug in den Zoo und da wir die Mitgliedskarte haben und dieses Vergnügen somit nichts kostet, haben wir also zugestimmt. Auf der Fahrt haben wir dann einen Anruf von unseren Freunden bekommen, die uns einluden, mit ihnen in der Torrey Pines State Reserve spazieren zu gehen. Die Aussicht auf eine andere Familie mit Kindern lies den Himmel gleich viel weniger grau erscheinen! Nach einer demokratischen Abstimmung (3:1) änderten wir die Fahrtrichtung und machten uns auf den Weg dorthin, den Tränen, Flüchen und der Frustration der unterlegenen Minderheit ausgeliefert. "Demokratie ist blöd!" mussten wir uns da vom Rücksitz anblöken lassen. Die Wartezeit auf dem Parkplatz verbrachten wir mit Ballspielen, und auf dem Weg durch die blühenden Wildblumen wurde die Sonne immer stärker und die mitgebrachten Rollkragenpullis wogen immer schwerer. Am Strand angekommen, zogen wir erstmal so viel wie möglich aus (für manche bedeutete das alles bis auf die Unterhose und die Gruppe teilte sich in zwei gleichstarke Parteien auf, von denen die eine die Tidepools inspizierte, Dämme baute und es mit den Wellen des Pazifischen Ozeans aufnahm, während die andere den Nachmittag mit etwas mehr Gelassenheit vorbei streichen ließ. Irgendwann stand mal die Frage zur Debatte, ob jemand Sonnenmilch dabei hat (eigentlich unverzichtbar hier, aber bei dem Wetterbericht...). Schließlich brachen wir alle zusamen auf, eine 100%ige Mehrheit glücklicher Gesichter bahnte sich sandverklebt den Weg zurück zum Parkplatz. Und wie wir dann zuhause unsere Gesichter nach Sonnenbränden absuchten, bemerkte Jerome zum Abschluss des Tages : "Man sollte den Meteoriten nichts glauben!"